released December 10, 2019

M!D!B!TCH (keyboards, synths, guitar, drums) and
Rave Angst (Bassbeben on track „Reden ist Schweigen“)

composition / production: Fredy Engel
mix: FRZA
artwork: FRZA

endorsed by Bitwig Studio DAW

Review

Ein Trip in den Weltenraum – Neues Album „Kosmischer Reiter“ von Elektro-Musiker Midi Bitch

Auf ihrem neuen Album „Kosmischer Reiter“ nimmt die Midi Bitch aus Osnabrück ihre Hörer mit auf mehrere Trips. Die Musik klingt wie eine Hommage an die deutschen Elektro-Krautrocker der Siebzigerjahre, steht aber dennoch mit beiden Beinen in der Moderne.
Der Name lässt es erahnen. Die Midi Bitch ist schon ein paar Tage älter. Midi ist die Abkürzung für „Musical Instrument Digital Interface“ und bezeichnet eine Schnittstelle zwischen einem Instrument wie einem Keyboard und einem Computer. Das System wurde 1982 eingeführt. Mit einem Midi-Kabel konnten Musiker mit einem Atari, Commodore oder später einem PC verbinden und Noten schreiben, die dann von einem Midi-fähigen Instrument abgespielt wurden.
Die Midi Bitch hat 1995 ihr erstes Album noch auf Kassette veröffentlicht. Allerdings ist sie keine Analog-Fetischistin geblieben. Sämtliche Veröffentlichungen, mit dem neuen Album sind es 14, sind im Internet über Bandcamp abrufbar.
Das neue Album „Kosmischer Reiter“ ist nicht nur ein Trip in die Siebzigerjahre, als Elektroniker wie Kraftwerk, Klaus Schulze oder Tangerine Dream mit Synthesizern spacige Klänge produzierten. Die Stücke „Feuerrad“ und „Welfensschwein“ sind denn auch Coverversionen von Michael Rother. „Kosmischer Reiter“ ist zudem wie die Vorgänger „Kosmischer Nebel“, „Kosmo Klaus“ oder „Kosmophobie“ ein musikalischer Trip.
Die Klänge der analogen Synthesizer könnten Soundtracks zu Science Fiction-Filmen sein. Die Funk-Kommunikation der Nasa im Eröffnungstrack „Reden ist Schweigen“ untermauert diesen Eindruck. Überhaupt sind die Sprach-Samples ein interessantes Detail an dem Album. In „Napalm“ ist Robert Duvall als Lieutenant Colonel Bill Kilgore aus „Apocalypse Now“ zu hören, wie er den „Geruch von Napalm am Morgen“ lobpreist. In „Lass bitte los“ rezitiert der deutsche Schauspieler Ernst Fritz Fürbringer aus dem Tibetanischen Totenbuch „Bardo Thödöl“.
Dies alles ist eine futuristische Klanglandschaft eingebettet, aus der die Midi Bitch wie ein Engel aus dem Subraum erscheint, nur um den Hörer tiefer in den Kosmos ihrer Musik zu ziehen. Wer sich darauf einlässt, kann einen Trip erleben.
Das Album ist online unter midibitch.bandcamp.com erhältlich.

Thomas Wübker – Meller Kreisblatt 31.12.2019